Gartenwürmer: Ja oder Nein?

Gartenwürmer: des Gärtners Freund und Helfer

Zugegeben: Würmer sind nicht jedermanns Sache. Sie haben wenig attraktive Körpermerkmale und man sieht sie nur selten. Viele bringen Würmer außerdem in Verbindung mit Krankheiten bei Mensch, Tier oder Pflanze. Selbstverständlich gibt es auch schädliche Würmer, wie Bandwürmer, die man nicht gerne in der Nähe haben möchte.

Sind Würmer schädlich?

Aber schaden Gartenwürmer tatsächlich dem Boden, den Gartenpflanzen, Tier und Mensch? Mitnichten! Die große Mehrzahl der Wurmarten ist nämlich weder gefährlich noch schädlich: Regenwürmer und andere Gartenwürmer graben den Boden um, belüften ihn mit ihren Gängen und sorgen durch ihre Arbeit für eine gute Durchfeuchtung auch tieferer Erdschichten bei regnerischem Wetter. Sie lagern ständig die Erdschichten um, sodass sich keine Kruste an der Oberfläche bilden kann, die das Wasser zu schnell versickern lässt und den flachwurzelnden Pflanzen keine Chance auf Wasseraufnahme mehr bietet. Ihre Nahrung ist abgestorbenes organisches Material, also tote Teile von Pflanzen. So tragen Gartenwürmer aktiv und zu einem großen Teil der Verrottung und Humusbildung im Gartenboden bei. Sie sind sozusagen das Recyclingunternehmen der Natur und halten den Garten ordentlich.

Nützliche Würmer durch richtiges Gärtnern unterstützen

Der Gärtner kann diese positiven Eigenschaften der Regenwürmer unterstützen, indem er im Herbst eine dünne Schicht verrottendes Laub liegenlässt, statt akribisch jedem heruntergefallenen Blatt nachzujagen. Die Gartenwürmer ziehen die Blätter ins Erdreich und fressen sie. Nach der Passage durch ihren Verdauungstrakt haben sie den Boden mit wertvollen Mineralien angereichert, die die Pflanzen wieder zum Aufbau organischer Stoffe nutzen können. Ein natürlicher und wirkungsvoller Dünger also.

Wertvoller Dünger – völlig kostenlos und umweltfreundlich

Kompostwürmer steigern den Umsatz bei der Kompostierung von Küchenabfällen massiv und ohne sie wäre Humusbildung kaum möglich. Jeder Krümel Komposterde passiert viele Male einen Kompostwurm-Verdauungstrakt, bis er fertig zersetzt und damit für Pflanzen nutzbar ist. Die Gartenabfälle müssen nicht weggefahren und entsorgt werden – das erledigt schon der Wurm und es kostet den Gärtner kaum Arbeit. Er kann Grünschnitt häckseln, um den Zersetzern die Arbeit zu erleichtern, aber auch ohne das Zutun des Gärtners arbeiten die Bodenlebewesen für die Reinhaltung des Gartenbodens und Aufrechterhaltung des Nährstoffkreislaufs.

Durch richtige Kompostierung entstehen keine Fäulnisprozesse und die Komposterde wird durch das Wirken der Würmer nicht mit Schimmelpilzen besiedelt. Ein guter Kompost stärkt die Pflanzen durch mineralische Stoffe sogar gegen den Befall mit schädlichen Wurmarten, wie einigen Arten von Fadenwürmern (Nematoden). Die Versorgung mit wichtigen Nährstoffen aus Wurmkompost wappnet die Pflanze von der Wurzel bis zur Blüte gegen eindringende Keime und erhält sie gesund.

Der Gartenwurm im Nahrungsnetz

Oft vergessen wir Menschen, dass nicht nur wir ein Interesse an der Zusammensetzung der Lebensgemeinschaft aus Tieren und Pflanzen im Garten haben. Diese stellen ebenfalls Standortansprüche an ihren Lebensraum. Dabei kann es sich um biotische Faktoren, also zum Beispiel andere Tierarten oder Pflanzenarten im gleichen Lebensraum, handeln, aber auch um abiotische Faktoren, wie Wind oder Sonneneinstrahlung. Missachtet der Gärtner zu viele Standortansprüche, wird ihm kein funktionierendes System gelingen.

Wer gerne die Singvögel im Garten zwitschern hören will, muss auch deren Leibspeise tolerieren. Garten-, Regen- und Kompostwürmer, aber auch Schnecken, Raupen und andere Insektenlarven stellen für sehr viele Tierarten eine wertvolle Eiweißquelle dar. Vertreibt ein Gärtner alle diese Tierarten oder setzt er ausschließlich exotische Pflanzen, ist der Lebensraum für Tiere nicht nutzbar. Ein artenarmer Raum entsteht, in dem das komplexe System aus Nahrungspflanzen, Pflanzenfressern und Räubern nicht mehr vorhanden ist. Der Gärtner muss öfter zur chemischen Keule greifen und zerstört damit noch stärker die Lebensgrundlage für einheimische Arten.

Die Folge dieses Wirtschaftens ist vielerorts schon spürbar: Die Artenvielfalt nimmt ab. Die Bienen finden keine Nahrung mehr und ihre Bestäubungsleistung sinkt aufgrund von Pestizidbelastung. Viele Schmetterlingsarten sind vom Aussterben bedroht. Singvögel können ihre Brut aufgrund mangelnder Nistplätze und zu wenig Nahrungsangebot nicht mehr aufziehen und ihre Zahl geht dramatisch zurück.

Was die Biene für den Lebensraum über dem Erdboden ist, ist der Wurm unter der Erde: Einer der wichtigsten Helfer für die Stabilität und das Funktionieren des Ökosystems.