Mythos oder Wahrheit – Lebt ein Regenwurm weiter, wenn man ihn teilt?

Schon gewusst?

Wer hat es nicht schon gehört oder irgendwo gelesen: Ein Regenwurm leben angeblich weiter, wenn man ihn in zwei Teile schneidet! Einige Quellen sprechen von einem Teil, der weiterlebt und sich regeneriert, andere von zwei Würmern, die durch die Teilung entstehen. Was ist denn nun richtig?

Wissenswerte Fakten zum Körperbau des Regenwurms


Regenwürmer gehören zum Stamm der Ringelwürmer. Sie bestehen aus gleichartigen Segmenten. Jedes Segment enthält ein Paar Ausscheidungsorgane. Längs des Wurmkörpers ziehen sich ein Nervenstrang mit seitlichen Abzweigungen in jedem Segment sowie ein Blutgefäßsystem mit längslaufenden Hauptgefäßen an der Bauch- und Rückenseite und verbindende Ringgefäßen. Kurz hinter der Mundöffnung an der Spitze des Wurms liegt eine Art Gehirn, das sich in ein Cerebralganglion (an der Rückenseite) und ein Unterschlundganglion (an der Bauchseite) teilt. Der Verdauungstrakt des Regenwurms ist ähnlich aufgebaut, wie beim Menschen. Nach dem Mundbereich folgen eine Speiseröhre, ein Muskelmagen, Darm und schließlich ein After an der hinteren Spitze. Im vorderen Drittel des Regenwurms kann man eine Verdickung erkennen. Diese enthält die Geschlechtsorgane des Wurmes. Zur Befruchtung legen zwei Regenwürmer dieses sogenannte Clitellum an das des Partners und sie tauschen Spermien aus. Später werden die produzierten Eizellen mit dem Fremdsperma befruchtet und ein Schleimkokon abgestreift.

Aus eins mach zwei?

Die meisten Leute haben zwar schon von dem Mythos des Regenwurms, der geteilt werden kann, gehört, die wenigsten haben es glücklicherweise ausprobiert. Es ist auch sinnlos. Ein zerteilter Regenwurm kann nur als einzelnes Tier überleben. Die Vermehrung über Teilung beherrschen nur einige Verwandte des Regenwurms. Für das Überleben des Tieres müssen aber einige Voraussetzungen stimmen: Die abgetrennten Teile dürfen keine Teile des Nervenknotens im Kopfbereich enthalten, denn dann hätte das Tier keine zentrale Steuerung mehr. Wie ein Mensch ohne Gehirn, könnte der Wurm ohne Cerebralganglion nicht überleben. Die Geschlechtsorgane im Schleimgürtel des Regenwurms sind ebenfalls nicht ersetzbar. Der Wurm würde an dem Verlust sterben.

Regenwürmer sind lediglich in der Lage, einige wenige Kopfsegmente zu regenerieren, solange das Nervensystem nicht beschädigt wurde. Die Nervenknoten liegen etwa im Bereich des fünften Segmentes und dahinter. Vier Kopfsegmente kann das Tier also vielleicht regenerieren. Das ist ein sehr kleiner Bereich und daher entsprechend unwahrscheinlich. Bei einer Verletzung am Kopfende werden wahrscheinlich meist mehr als diese vier Segmente verletzt oder abgetrennt.

Die Überlebenschance steigt, wenn eine Verletzung am hinteren Ende vorliegt. Da die Segmente des Wurmes bis auf wenige Ausnahmen gleich aufgebaut sind und jedes Segment auch Ausscheidungsorgane enthält, kann der Wurm am Hinterende mehrere Segmente verlieren und trotzdem überleben. Entscheidend für die Regenerationsfähigkeit am Hinterende ist, ob die Sprossungszone zwischen Clitellum und Hinterende noch vorhanden ist. Hier befinden sich bei allen Ringelwürmern teilungsfähige Stammzellen. Von hier aus wächst das Tier und bildet im Laufe seines Lebens die für seine Art typische Segmentanzahl aus. Einige Ringelwurmarten haben eine festgelegte Anzahl an Segmenten, andere bilden zeitlebens neue Segmente aus dieser Sprossungszone und werden bis zu 180 Segmente lang. Der gemeine Regenwurm Lumbricus terrestris besteht ausgewachsen aus ungefähr 150 Ringen.

Eine komplette Abtrennung eines Körperteils ist immer mit einer großen Wundfläche verbunden. Das Tier verliert Körperflüssigkeit und Blut, Keime können eindringen. Eine Verletzung stellt für jedes Lebewesen ein Risiko dar. Auch wenn der Ringelwurm grundsätzlich mit einer Verletzung überleben könnte, ist er natürlich leichte Beute für Feinde oder kann eine Infektion davontragen.

Dendrobena – der Riesenrotwurm

Die Wurmart Dendrobena ist eine größere Ringelwurmart, die entscheidend an der Bildung von neuem TerraVerm Wurmhumus aus Garten- und Küchenabfällen beteiligt ist. Dendrobena wird auch gerne als Angel- und Futterwurm gehalten. Für die Vermehrung dieser Wurmart benötigen Sie nicht viele Utensilien: Eine Wurmkiste oder eine gut schließende Kiste mit Luftlöchern, ein geeignetes Substrat, spezielles Wurmfutter für die richtigen Nährstoffe oder auch Küchenabfällen und genügend Feuchtigkeit und Belüftung in der Kiste. Eine Wurmzucht ist allerdings mit regelmäßiger Pflege und umsetzen, trennen von Jungwürmern oder Kokons  verbunden. Das reine Hältern /Aufbewahren von Dendrobena erfordert zwar auch eine Pflege ist aber weniger aufwändig wie die Zucht.